Ein elend langer Winter lag so halbwegs hinter uns. Nicht nur, dass das Coronavirus uns zu vielen Einschränkungen zwang und die Stimmung der Gesellschaft immer schlechter und gereizter wurde, auch die Natur verlanget uns viel Geduld ab. Es hatte im März keinen Vorfrühling gegeben und April und Mai waren die kältesten und verregnetsten seit Jahren. Unser im Dezember von Zooom umgebauter Bus stand in der Einfahrt und auch ein paar Probenächte, die prima funktioniert hatten, konnte unsere Ungeduld nicht länger besänftigen.
Pünktlich zu Pfingsten, am 21. Mai, waren die Infektionszahlen so gesunken, dass die Campingplätze, neben anderem, wieder öffnen durften. Die Wetteraussichten waren allerdings so mies, dass wir gar nicht erst versuchten, einen Platz zu ergattern. Für dieses Wochenende waren die Aussichten aber ausnahmsweise gut und Ralf stellte fest: „Du musst mal raus“. Stimmt! Auf dem Campingplatz Seebauer war auch noch ein schöner Platz direkt am See frei und so packten wir unsere Sachen in den Bus, um den Einsatz mal im Echtbetrieb zu testen.
Leider hatte sich im Lauf der Woche der Wetterbericht geändert, so dass wir mit kühlem, wechselhaften Wetter rechnen mussten. Aus irgendeinem Grund nahmen wir trotzdem das neu erworbene Luftvorzelt nicht mit – wahrscheinlich um „ursprünglicher“ unterwegs zu sein. Ein Fehler, denn obwohl es sonniger als zu hoffen gewesen ist, war es doch recht windig, so dass ich an diesem Wochenende oft alle vorhandenen Kleidungsstücke anlegen musste und trotzdem fror.
Der Platz Nr. 6 direkt an der großen, freien Liegewiese am See entschädigte aber für vieles. Angekommen klappte Ralf problemlos das Dach auf und drehte die Sitze. Daraufhin konnten wir die zusammengerollten Duvalays und die Kissen nach oben räumen und hatten jede Menge Platz in unserem rollenden Zuhause. An die Stehhöhe mussten wir uns beide noch gewöhnen, denn automatisch hantierten wir in gebückter Haltung an den Schränken, statt bequem aufrecht zu stehen. Aber das wird bestimmt bald gut klappen.
Am ersten Abend waren die Plätze vorne belegt, eine nette, sympathische Mischung von Kleinbussen und Minicampern, größtenteils selbst ausgebaut. Der Blick auf den See bedeutete Entspannung pur, auch wenn die Kinderhorde auf dem direkt angrenzenden Spielplatz ebenfalls die wiedergewonnene Freiheit lauthals zelebrierte. Als es gegen 21 Uhr zu kalt wurde, zogen wir uns nach drinnen zurück, wo wir bei laufender Standheizung einen Film anschauten (zumindest teilweise).
Wir beide liegen in unserem neuen Bett zusammen mit den Duvalays ausgezeichnet und trotzdem war mein Schlaf in der ersten Nacht wie immer nicht so gut. Ab der zweiten wird es immer besser.
Nach dem Frühstück umrundeten wir den Leitinger See auf verwunschenen, teils ziemlich morastigen Pfaden – hatte ich schon erwähnt, dass das Frühjahr bisher kalt und nass war? Wunderschöne Ausblicke ergaben sich und wir machten viele Fotos. Den Rest des Tages verbrachten wir am Platz und ließen die Seele baumeln. Das Wetter war tatsächlich gar nicht so schlecht, die Sonne zeigte sich immer wieder, aber der kräftige Wind war kalt.
Obwohl uns der neue Ausbau super gefällt, trauere ich noch unserem alten nach, insbesondere der ausziehbaren Küche. Hier muss ich noch Routine entwickeln, denn die Unterbringung der Küchenausrüstung und der Lebensmittel ist natürlich komplett anders und die Handgriffe sitzen noch nicht.
Sonntags fuhren wir nach dem Frühstück dann erholt und mit neuer Energie zurück nach Hause. Zusätzlich haben wir neue Erfahrungen mit dem Ausbau gemacht, die Ralf dort angekommen, gleich umsetzen musste. Denn es dauert gar nicht mehr lange und wir fahren für eine Woche nach Italien.