Kleine Geschichte über unseren Stadtindianer 2.0

Autor: Jutta

Ungefähr im Jahr 2002 kaufte ich mir einen Berlingo, weil ich diese neuen Hochdachkombis (zumindest sind sie mir seinerzeit erst seit kurzer Zeit aufgefallen) so praktisch für Familien mit Kindern fand. Aus Neugier fahndete ich im Internet nach persönlichen Berichten über dieses Auto und stieß bald auf das Berlingoforum, wo ich mich auch gleich registrierte. Diese nette, aktive Truppe organisierte kurze Zeit später das erste Forumstreffen bei Bad Ems an der Lahn, zu dem Ralf und ich auch anreisten und im Hotel übernachteten. Klar, wir waren schließlich keine Camper!

Diesem ersten Treffen folgten weitere und als wir zusammen mit einem Forumskollegen aus einem Nachbarort ein Treffen am Soyener See organisiert hatten, schnappte ich mir unser Zelt und übernachtete bei der ganzen Truppe zusammen mit meinem jüngsten Sohn auf dem Campingplatz. Ralf war tagsüber anwesend, kroch abends auch ins Zelt, fuhr aber kurze Zeit später lieber zum Übernachten nach Hause. „Viel zu kalt und ungemütlich hart auf der Isomatte“.

 

Ich fand diese aus- und umgebauten Hochdachkombis allerdings total cool

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Wir lernten über das Forum dann auch „Thomas von Zooom“ kennen und besuchten ihn in seiner Werkstatt, damals noch in Mamming. Der ausgebaute Berlingo mit seiner „Mütze“ faszinierte mich total und ich sagte damals zu Ralf „Wenn irgendwann die Kinder groß sind und nicht mehr mit uns mitfahren wollen, schaffen wir uns so ein Auto an“.

Zooom auf der Messe f.r.e.e.

Jahre gingen ins Land, die Kinder zogen aus, wir fuhren bzw. flogen in den Urlaub und übernachteten in Hotels und Ferienwohnung – ganz normal halt. Genauso kamen und gingen ganz normale Autos.

Dann schafften wir uns im Jahr 2017 E-Bikes an. Schnell war klar, dass wir mit diesen Fahrrädern nicht nur im direkten Umfeld unseres Zuhauses Touren unternehmen wollten und deshalb zum Transport der Räder ein größeres Auto benötigten. Gleich kam mir wieder der Berlingo in den Sinn und ich konsultierte die entsprechenden Verkaufsportale im Internet, auch bezüglich anderer Modelle wie zum Beispiel dem Caddy du anderer Hochdachkombis. Aber auf Anhieb wollte uns kein Fahrzeug überzeugen. Deshalb schauten wir beim örtlichen Toyota/Citroen-Händler vorbei, wo aber auch nichts interessantes stand.

Auf dem Rückweg kamen wir dann zufällig beim Nissanhändler vorbei. Obwohl wir nicht wussten, welches Modell von Nissan evtl. passend sein könnte, hielten wir an und dann sahen wir diesen kleinen Bus dort stehen, der uns zuvor völlig unbekannt gewesen war: Nissan NV 200 Evalia. Der gefiel uns auf Anhieb ziemlich gut, weswegen wir uns wieder zuhause angekommen gleich im Internet informierten. Auch das gefiel uns und so rief ich am nächsten Tag den Händler an und vereinbarte eine Probefahrt.

Wir waren begeistert über das Platzangebot, über die hohe Sitzposition und die Handlichkeit des Wagens und so wurde er ein paar Tage und ein paar Preisverhandlungen später unserer.

 

Zu diesem Zeitpunkt dachten wir absolut nicht ans Campen, sondern waren froh, dass wir unsere Fahrräder aufrecht stehend ohne Demontage der Vorderräder einfach so einladen und transportieren konnten und auch ansonsten viiiel Platz hatten. Besuche bei Ikea wurden zum Vergnügen.

Aber wie es so ist, wir suchten wieder nach einem Forum über das Auto und wurden mit dem Hochdachkombiforum fündig. Und hier „traf“ ich erstmals „Thomas von Zooom“ wieder. Ich traute meinen Augen nicht, als ich sah, dass er genau unser Auto wieder zu einem kompakten Camper umgebaut hatte: den Stadtindianer! Das konnte doch irgendwie kein Zufall sein. Oder doch? Ich fand es lustig, aber wir verspürten trotzdem immer noch keinen Bedarf an einem Camper.

Das Jahr 2019 brachte dann ein paar kleinere und größere Umbrüche in unserem Leben, die uns ein wenig zum Innehalten zwangen. Und dann war plötzlich wieder diese Idee im Kopf. Campen! Ich hatte doch schon so viele Jahre immer mal wieder leise und verhalten davon geträumt, sollten wir das vielleicht doch mal testen? Im Februar diesen Jahres hatten wir auf der F.R.EE in München sowohl den Stand von Zooom besucht als auch den Alpincamper kennengelernt. Diese Firma baute auch den NV 200 als kleines Campmobil aus. Meine Überlegungen wurden konkreter, ich schaute mir ein paar Mal die Internetseiten der beiden Unternehmen an, entdeckte, dass beide ihre Fahrzeuge auch testweise vermieten und stellte Ralf im Spätsommer die alles entscheidende Frage: „Was hältst Du davon, wenn wir uns einmal so einen Camper für ein Wochenende mieten?“

Überraschenderweise willigte er direkt ein. Ich schrieb Alpincamper an und schnell war ein kurzfristiger Termin gefunden – schließlich herbstelte es schon ganz schön und Eile war angesagt.

Das Wochenende war ein voller Erfolg, obwohl wir keine Erfahrung hatten und auch so gut wie keine Ausrüstung mitgenommen hatten. Es hat uns so gut gefallen, dass sehr schnell klar geworden war, dass wir unseren kleinen Bus ausbauen (lassen?) würden.

Wir entschieden uns, verschiedene Grundausbauten bei der Firma Zooom durchführen zu lassen (unser erstes Geschäft mit Zooom!), den Rest erledigte Ralf mit tollen Ideen, meistens viel Spaß und unvermutetem handwerklichen Geschick selbst. Im Frühjahr 2019 starteten wir unser Camperleben und obwohl der Kleine eigentlich nur für Wochenendtrips konzipiert war, waren wir schnell auch für längere Touren unterwegs. Höhepunkt des Jahres war unser Herbsturlaub für 2 Wochen nach Südfrankreich.

Über den Winter führte Ralf dann verschiedene Verbesserungen des Ausbaus durch und eigentlich wollten wir in 2020 damit wieder voll durchstarten. Corona machte uns, wie allen anderen auch, einen Strich durch die Rechnung. Aber für kleinere Auszeiten und sogar einen einwöchigen Urlaub in der Toskana während des Sommers war der Kleine trotzdem ein wahrer Segen.

Trotzdem wuchs der Wunsch nach etwas Größerem, insbesondere weil uns die Stehhöhe in dem Wagen doch fehlte und wir uns ein bisschen mehr Geräumigkeit wünschten. Was wäre es doch schön, wenn wir uns abends oder bei schlechterem Wetter bequem und auch mal für etwas längere Zeit im Auto aufhalten könnten. Kurzfristig waren wir sogar bereit, den Nissan gegen einen anderen Bus zu tauschen. Ein VW T3 bot sich an, den wir aber wegen des zu erwartenden Reparatur- und Instandhaltungsaufwands ausschlugen. Wir informierten uns über fertige Kastenwagenausbauten, obwohl uns diese rein optisch eigentlich so gar nicht gefallen. Aber man kann sich ja fast alles „schönreden“ und so verfestigte sich der Plan, einen 5,50 m langen Kastenwagen anzuschaffen. Ernüchtert wurden wir, als wir dann schließlich in einem solchen Wagen standen und feststellten, wie eng es in einem solchen Fahrzeug in Wirklichkeit doch ist. Wir sind beide ja nicht besonders klein und schmal gebaut und wir kamen übereinstimmend zu der Erkenntnis: Nein, ein solches Fahrzeug ist wieder ein fauler, aber teurer Kompromiss, zumal wir ja auch unseren Kleinen mit seiner Wendigkeit und den kompakten Ausmaßen, seiner absoluten Alltagstauglichkeit liebten und wir eigentlich kein 5,50 m langes und 2,50 hohes Monstrum fahren wollten.

So war klar, dass wir beim Nissan bleiben würden. Und ganz leise schlich sich wieder der Gedanke an den Stadtindianer von Zooom in meinen Kopf. Wenn wir uns doch noch einmal das Aufstelldach, das uns vor zwei Jahren als unpraktisch und unbequem erschien, anschauen würden, vielleicht ein Probewochenende einlegten? Wir fingen wieder an zu träumen. Das wäre schon ein enormer Platzgewinn, wenn wir oben schlafen könnten und unten wohnen. Wir könnten im Auto kochen, uns frischmachen und umziehen. Auf den beiden drehbaren Vordersitzen könnten wir beide bequem sitzen. Ein toller Komfortgewinn! Schnell war wieder ein Termin bei Zooom mit ausgiebigem Probeliegen und Ausprobieren gemacht (mieten war leider nicht möglich, da das Mietfahrzeug wegen Modellwechsels bereits verkauft war), schnell war der Auftrag zum Komplettausbau erteilt und drei Wochen später konnten wir dann das fertig ausgebaute Auto wieder abholen.

Wir waren und sind total verliebt in unseren neuen Camper, freuen uns schon sehr auf die kommenden Touren.

Und vor allem: 18 Jahre, nachdem ich den Zooom-Ausbau kennengelernt hatte, hatte sich mein Traum von diesem durchdachten, liebevoll und professionell ausgebauten Fahrzeug erfüllt.